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Monika Schmitz-Emans: Sprachenvielfalt und Sprachenmischung in der jüngeren Artusliteratur
Looking back to examples of medieval German romances which integrate foreign language elements into their narratives, several modern Arthuri- an novels are characterised and compared with regard to the question, in how far and why they also contain elements of different languages. Mark Twain (A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court) humoristically quotes Thomas Malory’s language and style in order to criticise anachronistic ide- as about honour and chivalry. In his Arthurian Novel cycle (The Once and Future King), Terence Hanbury White pictures utopian and dystopian socie- ties by describing and quoting their respective languages and communica- tion practices. In his re-telling of Wolfram von Eschenbach’s Parzival (Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzivâl), Adolf Muschg integrates different languages and codes into his story in order to characterize the characters and to stress the interdependence between verbal codes, communication media and modes of thinking. Dieter Kühn tells about his search for the me- dieval authors he has translated (Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg), taking the opportunity to reflect about languages, language dif- ferences and translation.
Ralf Junkerjürgen: Der implizite Übersetzer. Zur unterdrückten Mehrsprachigkeit im europäischen Abenteuerroman
Im Genre des europäischen Abenteuerromans schaltet sich auf Erzähler- ebene immer dann, wenn sprachliche Fremdheitserfahrung möglich wür- de, ein impliziter Übersetzer ein, der sprachliche Differenz wenn nicht negiert, so doch einebnet. Somit entstehen artifiziell vereinheitlichte lite- rarische Welten – Französisch sprechende Engländer bei Jules Verne oder eine ‚italienische‘ Karibik bei Emilio Salgari. Der fingierte Gestus der Über- setzung impliziert eine universalistische Vorstellung von Sprache, die von einer grundsätzlichen Übersetzbarkeit ausgeht und alle sprachlichen Er- scheinungsformen auf letztlich belanglose Ausformungen einer sprachlich fassbaren Wirklichkeit reduziert. Die Unterdrückung von Mehrsprachig- keit tut Sprache innerhalb eines Sprachwerks in paradoxer Weise als quantité négligeable ab. Die grosse Popularität der Gattung und ihre genrebildende Wirkung bis heute zeigen, dass der monolinguale Habitus sogar in Fiktio- nen von Differenzerfahrungen tief eingelassen ist.
Seynabou Ndiaye: Anders in der ‚eigenen‘ Sprache schreiben. Ahmadou Kouroumas Schreibverfahren in Allah n’est pas obligé
In der kontroversen Debatte um eine angemessene Literatursprache für die afrikanischen Literaturen verteidigt Ahmadou Kourouma die Auffassung einer mehrsprachigen Verfremdung der französischen Sprache als Befrei- ungsweg vom kulturellen wie auch politischen Imperialismus Frankreichs. Seit seinem literarischen Debüt setzt er seinen Standpunkt um und ver- sucht eine literarische Form zu finden, anders in der ‚eigenen‘ Sprache zu schreiben. In seinem Roman Allah n’est pas obligé (2000) entwirft der ivori- sche Schriftsteller ein petit nègre-Französisch, das der normierten Form des français de France seinen universellen Status abspricht.
Miriam Finkelstein und Diana Hitzke: Mehrsprachigkeit in der translingualen russischen und postjugoslawischen Gegenwartsliteratur
Gegenstand des Artikels sind verschiedene Formen von Mehrsprachig- keit in der translingualen russischen und postjugoslawischen Gegen- wartsliteratur. Dazu gehören die vorwiegend auf Deutsch, Englisch und Französisch verfassten fiktionalen Texte von Aleksandar Hemon, Dragica Rajčić, Melinda Nadj Abonji sowie Andreï Makine, Eugene Ostashevsky, Vladimir Vertlib und vielen anderen. Als mehrsprachig werden solche Texte bezeichnet, in denen neben dem Bosnischen/Serbischen/Kroatischen bzw. Russischen eine andere Sprache nicht nur vorkommt, sondern eine zentrale Rolle spielt. Grundlegend ist dabei die Frage nach den Funktionen solcher Mehrsprachigkeit. Nach einer Darstellung von allgemeinen Tendenzen die- ser mehrsprachigen Literaturen in einem Überblickskapitel werden in zwei weiteren Kapiteln ausgewählte Textbeispiele diskutiert.
Julie Hansen: „Botanical Confusion“ and the Strangeness of Language in Two Works by Olga Grushin
This article considers translingual and transcultural aspects of two works by the Russian-American author Olga Grushin: the essay “In the Shade of a Cranberry Tree” (2004) and the novel The Line (2010). The analysis exam- ines ways in which Grushin’s writing moves between linguistic, literary and cultural contexts, mixing and ultimately transcending them in origi- nal ways. The article argues that translingual and transcultural elements in Grushin’s texts serve to highlight language as a creative medium, to debunk cultural stereotypes and to integrate literary traditions.
Emilio Sciarrino: « Je suis une multitude ». Les formes du sujet plurilingue
Cet article explore les formes littéraires de la subjectivité plurilingue. Son corpus principal comprend trois poètes italiens plurilingues de la fin du XXe siècle : Amelia Rosselli, Edoardo Sanguineti, Patrizia Vicinelli. À partir d’une faille originelle séparant les mots de la chose, chaque auteur construit une cohérence narrative et poétique. Mais le sujet plurilingue connaît une complexité identitaire, qu’il représente par les images du dédoublement et de la schizophrénie, avant de se penser comme multiple et pluriel. Il se fait alors porteur d’une réflexion éthique et politique.
Monika Kasper: Wer ist vers – Rilkes orphische Ursprache
Arbeiten zum Thema Mehrsprachigkeit plädieren meist für die Vielfalt der Sprachen und wittern im Bedürfnis nach einer Einheitssprache die Gefahr des Totalitären oder eines Verlustes von kritischer Distanz und Reflexion. Rilkes Dichtung geht jedoch davon aus, dass sich die beiden Optionen we- niger ausschliessen als vielmehr gegenseitig bedingen und hervorbringen. Eine wichtige Rolle für das Verständnis dieses Zusammenhangs spielt der Vers, der für Rilke sowohl an der Entstehung der Sprachenvielfalt als auch an der Verwirklichung einer ereignishaften Einheitssprache beteiligt ist.
Simon Aeberhard: Zur ‚Sprachigkeit‘ der Schrift. Mehrsprachigkeit in Arno Camenischs Bündner Trilogie
Eine präzise Lektüre von Arno Camenischs Bündner Trilogie erweist sich als instruktiv, wenn es darum geht, methodische Probleme des literatur- wissenschaftlichen Mehrsprachigkeitstheorems zu diskutieren. Die drei kurzen Romane lassen es nämlich zu, den Einbruch von Mehrsprachigkeit auf den verschiedensten Ebenen exakt zu adressieren: als inszenierte Ent- fremdung von einer je schon verlorenen Sprachheimat und als scheiternder Versuch ihrer Protagonisten, eine immer schon verwirkte Einsprachigkeit zu re-installieren. Am Schluss wird es erstaunlicherweise immer wieder die Schrift und deren symbolische Ordnung sein, welche in der Rezeption systematisch Polyphonie-Effekte erzeugt.
Marco Baschera: L’hésitationtourne en poésie – Das Zögern wird zum Gedicht.Mehrsprachigkeit in der Forschungswerkstatt ‚Schweizer Lyrik‘
Seit dem Frühlingssemester 2012 finden an der Abteilung für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Zürich regel- mässig Veranstaltungen der Forschungswerkstatt ‚Schweizer Lyrik‘ statt. Es handelt sich um Begegnungen zwischen Autorinnen und Autoren mit ihren Übersetzerinnen und Übersetzern in den vier Landessprachen. Bei diesen Begegnungen kann ein sprachlicher Denkraum zwischen den Spra- chen aufgehen, der Poesie und Übersetzung miteinander verbindet. Das Gedicht, „Stazione di confine“ von Pietro De Marchi, von Christoph Ferber mit „Grenzbahnhof“ übersetzt, greift diesen Zwischenraum auf. Zusam- men können sie als eine Allegorie der inneren Beziehung von poetischer Rede und literarischem Übersetzen verstanden werden.