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Marco Baschera: « La danse-mère qui précède l’être ». La matérialité du dessin chez Valère Novarina
Valère Novarina qui est connu pour son théâtre, ne l’est beaucoup moins pour son activité de peintre et de dessinateur. Cet article décrit et analyse une action réalisée en 1983, au cours de laquelle il a dessiné pendant 15 heures de suite les 2587 personnages du Drame de la vie. Par une technique d’égarement des sens consistant surtout en une rapidité outrée de la main, Novarina essayait d’atteindre un état d’« absence à soi » où le côté actif de l’auteur-créateur s’estompe afin que la matérialité de la plume et de l’encre, mais également de son corps de dessinateur, prennent forme sans qu’une main directrice n’intervienne. Ce dessaisissement systématique du moi permet d’ouvrir un espace d’entre-deux de l’écriture et de la mise en scène où les figures tracées sur le papier entrent en rapport avec l’écriture corporelle et gestuelle qu’effectuent les acteurs sur scène. Cette action visait notamment à élargir le champ sensuel, voire matériel, dans lequel la parole s’exerce.
Arno Dusini: Akute Stimmen. Bachtin / [Callas] / Bachmann
Zieht die ‚Stimme’ immer nach oben? Ingeborg Bachmanns Versuch, die „menschliche Stimme“ zu denken, stellt diese Frage mit Nachdruck: Was bedeutet es, ‚Materialität von Stimme’ – über Strategien der Ästhetisierung, Metaphorisierung oder Aufhebung ins Metaphysische – jenseits des Sozialen und seiner Inkorporierung zu denken? Mit Bachtins Konzept der ‚Stimme’ wird sichtbar, dass diese Strategien eine doppelte Exklusion vollziehen: was nicht „zur Sprache“ kommen kann, wird auch noch aus der Rede, die sich um dieses Verbot anordnet, gelöscht.
Caspar Battegay: Lob des Stotterns. Zu Gedichten Ghérasim Lucas
Dem poetischen Stottern in Lucas Texten kommt grosse sprachliche Produktivkraft zu. Es ist ein poetisches Verfahren, das nach der historischen Situation der absoluten Entfremdung von Sinn und Sprache – Adorno nennt das Datum „nach Auschwitz“ – die Sprache jenseits des Gegensatzes von Verstehen und Nicht-Verstehen führt. Wie verschiedene Lektüren deutlich machen, feiert sich im Stottern die Sprache im Wuchern ihres Materials – der Text generiert sich aus sich selbst heraus. Damit lotet das Stottern die Möglichkeiten des Sprechens nach dem Nullpunkt der Sprache aus.
Fritz Senn: James Joyce Is Writing Foreign English
It is one of the characteristics of James Joyce (1882–1941) that he increasingly foregrounded language as something that seems to take on a conspicuous life of its own. He uses the whole extent of the English language, both in its global extension – from the native Anglo-Irish variant to remote areas –, as well as in its historical dimension. Concrete examples illustrate how Ulysses and Finnegans Wake increasingly translate their own material in variant styles and registers. Foreign elements take over and are shown to be part of every language. At its extreme, Finnegans Wake offers a hybrid based on an English substratum with traces of many languages and a dynamic principle of semantic superimposition.
Jens Hobus: „Kämpfe auf den Feldern des Schreibpapiers”. Zur Materialität der Sprache im Werk Robert Walsers
In Robert Walsers Texten kommt es zu einer fortwährenden Thematisierung der Materialität der Sprache. Sie manifestiert sich in so unterschiedlichen Aspekten wie zum Beispiel der klanglichen Dimension der Wörter, dem handwerklichen Charakter der Kunstproduktion und in einer Schreibweise, die ihre Bedeutung über die Leerstellen generiert. Indem in den Texten die Aufmerksamkeit auf den Schreibprozess und das damit verbundene Signifikationsgeschehen gelegt wird, generieren sich Walsers Texte aus ihrem eigenen Aussagevorgang. Die Schreibszene spielt somit nicht nur eine Rolle für Walsers eigene Literaturproduktion, vielmehr wird sie in seinem Texten selbst zum Thema.
Annick Ettlin: Blanchot lecteur de Mallarmé. Une éthique du mot essentiel
Depuis Valéry, la pensée de Mallarmé sur le langage est ramenée à la découverte d’un « double état » de la parole, qu’on lui attribue unanimement. Pourtant, le texte de « Crise de vers » n’est pas si clair : Mallarmé n’y revendique pas directement la séparation entre parole brute et parole essentielle. C’est sur cette observation que se fonde l’interprétation de Maurice Blanchot, qui reformule le sens du « double état », situant le langage poétique au point extrême d’une logique qu’il partage avec le langage commun. En lisant Mallarmé, Blanchot saisit et énonce les critères d’une parole idéale ou essentielle : mobile et angoissée, elle acquiert aussi une matérialité visible qui la voue au silence.
Esther Laufer: Die Materialität der Sprache und die Sprachlichkeit des Materials in Konrads von Würzburg Trojanerkrieg
Die descriptio des Apfels der Discordia in Konrads von Würzburg Trojanerkrieg wurde bereits mehrfach als mise en abyme gedeutet. Dabei wurde das Potential der Stelle, die sich als epische Realisierung einer Vielzahl traditioneller Dichtungsmetaphern lesen lässt, bisher kaum ausgeschöpft. Im Spiel unterschiedlicher Erzählebenen und im spannungsvollen Bezug zur Zurückweisung eines handwerklichen Dichtungsverständnisses im Prolog wird das Verhältnis von Sprache und Materialität, Performanz und Artefakt im Paradox der wandelbaren Perleninschrift des Apfels verdichtet und dynamisiert.
Shao-Lan Hertel: Fluktuative Signifikate. Wie die Materialität der chinesischen Kalligrafie ihre Lesung bestimmt
In China sind traditionelle literarische Texte auf entscheidende Weise durch ihre Materialität geprägt. So wie das handgeschriebene Zeichen als eine unmittelbare Manifestierung des persönlichen Charakters gilt, verkörperlichen sich darin Strich für Strich, Haken für Haken und Punkt für Punkt die Wesenszüge, Gefühls- und Ideenwelten des Schreibers. Der Signifikant wird selbst zu Bedeutung; er generiert abermals neuartige ‚Signifikate’, die ein Lesen nicht nur der semasiologischen Inhalte, sondern auch der formästhetischen Sprache – im Sinne des kalligrafischen Duktus – erforderlich machen.
Evelyn Dueck: „Komm auf den Händen zu uns”. Michel Deguys und Jean Launays handschriftliche Übersetzungen der Gedichte Paul Celans
Im Jahr 1979 veröffentlichen der französische Philosoph und Dichter Michel Deguy und der Übersetzer Jean Launay eine handschriftliche Übersetzung von Celans Band Atemkristall in der Pariser Literaturzeitschrift Po&sie. Das Übersetzungsmanuskript umkreist Celans typographisch gedruckte Gedichte interlinear und wird von theoretischen Texten Deguys und Launays motiviert und eingerahmt. Es entsteht das Bild einer Poetologie der Handschrift, die auf das Engste mit der Lyrik Celans verbunden ist.
Per Röcken: Schreibgründe. Die Materialität des Papiers zwischen skripturaler und editorischer Praxis
Das Materialitätsparadigma steht im philologischen Diskurs derzeit hoch im Kurs. Gegen Routinen einer traditionell textualistisch/ hermeneutisch orientierten Literaturwissenschaft wird die sichtbare Präsenz der Signifikanten gegenüber ihrer Repräsentationsfunktion aufgewertet, wobei der materiell-mediale Objektstatus der Dokumente und deren Zusammenwirken mit dem Textsubstrat exponiert werden; übersehen bleibt hierbei zumeist die Materialität des Papiers. Der Aufsatz diskutiert exemplarisch und überblickshaft Möglich- und Notwendigkeiten, diesbezüglich für Abhilfe zu sorgen.
Barbara Straumann: The Effects of Voice in Isak Dinesen’s ”The Dreamers“
Isak Dinesen’s “The Dreamers” highlights issues of voice on several levels. The story thematically revolves around the singer Pellegrina Leoni who loses her voice in an accident. As well as tracing how her voice dissolves and resonates in Dinesen’s writing, this article shows how voice can be conceptualized for a discussion of narrative texts. Although there are no concrete voices in this literary genre that can actually be heard, it is in the voice effects of narrative fiction that the aesthetic and the political enter into close dialogue.