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Variations - Literaturzeitschrift der Universität Zürich

Variations 16 - Abstracts

translatio

Bernhard Böschenstein: Die Dichter der neuen Sprache. Von Klopstock zu Celan. Eine Skizze

Komparatistisch begründete einschneidende Momente dichterischer Spracherneuerung bei Klopstock, Hölderlin, George, Rilke, Trakl, Celan werden je anhand konkreter Zeugnisse dargestellt, und zwar zunächst in einer gewissen literarhistorischen Kontinuität, die vor allem durch Hölderlin gewährleistet ist. Mit Celan freilich setzt eine abrupt von der Vergangenheit abgetrennte neue poetische Sprache ein, deren Notwendigkeit von ihm selber vielfach reflektiert wurde. Ausser Hölderlin wurde die französische und teilweise die griechische Dichtung in den behandelten Beispielen zum wichtigsten Gesprächspartner, was auch auf die Forschungsintentionen des Autors zurückzuführen ist.

Felix Philipp Ingold: Praxis und Kritik der literarischen Nachübersetzung

Mit zunehmender Häufigkeit erscheinen im deutschen Sprachgebiet klassische Texte der Weltliteratur in erneuerter Übersetzung. Dostojewskijs späte Romane, Stendhals Kartause von Parma oder Manzonis Brautleute sind aktuelle Beispiele dafür. Als Phänomen und Problem ist die literarische "Nachübersetzung" bisher kaum zum Gegenstand kritischer Erörterung geworden. Der Verfasser plädiert in seinem Essay für eine synthetisierende Übersetzungsarbeit, die exzellente Lösungen aus bereits vorliegenden Eindeutschungen in die Neufassung einbezieht, statt sie – wie noch immer weithin üblich – auszublenden.

Angela Oster: ‚Fundamente‘ der translatio bei Dante und Petrarca

Die translatio-Tradition ist von Anbeginn komplexer und hetero¬gener konfiguriert, als es die gewohnte vereinheitlichende Semantik suggeriert. Denn innerhalb der proliferierenden translatio-Ideologien (Attraktion und Aneignung) artikulieren sich relativ früh quer zu ihnen gegenläufige Tendenzen (Widerstände und Verwerfungen), deren histoische Relevanz sich exemplarisch in den Texten Dantes und Petrarcas dokumentiert. Die ‚Fundamente’ der translatio stellen dort eine Matrix imaginärer Transferprodukte bereit, deren facettenreiche Rasterung sich in den modernen Varianten der translatio ‚wiederholen’ wird.

Dominique Brancher: Les « secrets » des femmes révélés. Enjeux de la traduction du savoir gynécologique en français (13e–16e siècles)

La tradition d’ouvrages médicaux consacrés aux « secrets des femmes », qui remonte au De secretis mulierum attribué à Albert le Grand et à une traduction française du recueil dit Trotula (13e siècle), offre un parfait exemple de la complexe translation du savoir gynécologique en français. En effet, en dévoilant le corps de la femme, le traducteur risque d’enfreindre aussi bien le secret professionnel que les normes de decorum. Il cherchera tantôt à neutraliser ce potentiel séditieux en limant le texte d’origine, tantôt à l’exploiter en littérarisant le texte scientifique.

Arno Renken: « Vous parlez pour les autres et ils pensent pour vous? ». La traduction et l’étrangeté de la philosophie

Entre philosophie et traduction semble se dessiner un conflit. On souligne souvent les difficultés qu’il y a à traduire la philosophie. Réciproquement, la philosophie est rarement considérée comme un usage de la langue donnant lieu à une expérience de lecture. En s’appuyant sur une analyse du Discours de la méthode que Descartes rédige en français et non en latin, ainsi que sur le notion d’étranger telle qu’elle a été définie par Bernhard Waldenfels, il s’agit de saisir ce que la traduction, pour un lecteur, fait à la philosophie. Comprise comme étrangeté de la philosophie, la traduction inscrit une inquiétude productive dans la philosophie qui ne saurait être ni exclue, ni normalisée. La traduction est alors une chance puisqu’elle est le lieu d’une écriture et d’une lecture qui continuent – autrement.

Christophe Bourquin: Die Übertragung der Übertragung. Die Entführungen und Die Buhlschwester des Jakob Michael Reinhold Lenz

1772 überträgt Jakob Michael Reinhold Lenz fünf Komödien des römischen Dichters Plautus ins Deutsche, die er zwischen Frühling und Herbst 1773 einer weiteren Bearbeitung unterzieht. Die Übertragungen entstehen in engem Anschluss an die Plautus-Übersetzungen Gotthold Ephraim Lessings. Entscheidend dabei ist der Befund, dass bei Lessing die Morgenröte einer Vorstellung von Übersetzen die Registratur zu bestimmen beginnt, das sich als Übertragen im rhetorisch-tropischen Sinne entdeckt. Die Problematik entzündet sich an den rhetorischen Phänomenen selbst: Die Frage, die beantwortet sein will, ist die Frage nach der Übertragung der Übertragung. Auf dem Weg von Lessing zu Lenz wird, was genau diese Reflexionsfigur anlangt, eine Akzentverschiebung messbar, die in nuce eine Entwicklung präludiert, an deren Ende nichts Geringeres in Sicht kommen sollte als die Abendröte des Übersetzens selbst.

Monika Kasper: “Everything continues but there were interruptions”. Gertrude Steins Portrait von Picasso

Gertrude Stein fasst den Kubismus als Paradigmenwechsel zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert auf. Das kubistische Werk als Gefüge heterogener Elemente löst die Ästhetik der Formvollendung durch ein Werkideal ab, dem die Arabeske zugrunde liegt. Als Konfiguration semantischer und somatischer Ordnungen weicht die Arabeske auch die Differenz von Malen und Schreiben auf und verlangt nach einem neuen Verständnis von Übertragung. Übertragung ist zu einem existentiellen und künstlerischen Dialog geworden, in dem sich die Utopie einer anarchischen (Gesellschafts-) Ordnung verwirklicht.

Felix Christen: Verhältnisse. Heideggers „Bemerkung zum Übersetzen“

Martin Heidegger entwirft inmitten seiner Vorlesung vom Sommersemester 1942 eine Übersetzungstheorie. Diese „Bemerkung zum Übersetzen“ stellt eine philologische Weise der Übersetzung infrage, welche sich nur an Wörterbüchern orientiert, indem Heidegger auf die Bedingungen der Erstellung eines Wörterbuchs hinweist. Zugleich impliziert die „Bemerkung zum Übersetzen“ im Zusammenhang der Vorlesung ein Denken, das die fremde Sprache der eigenen unterordnet und so das Verhältnis zum Fremden als ethischen Grund der Übersetzung vergisst.

Steven D. Spalding: Transatlantic Translatio: The Strange Case of the French New Novel in the United States

Since Bourdieu the growth of scholarship exploring literary culture and publishing history has given translation studies an opportunity to seek a more comprehensive understanding and critique of the place of translation in the history of the literary marketplace. Translation was integral to the success of France’s New Novel, and its voyages abroad strengthened its claims at home. The circumstances of the New Novel’s publication in the United States and the practices employed in translating one of its star titles reveal how 60s-era literary translation favored a blend of foreignness and familiarity.

Christa Baumberger: Literaturvermittlung und Kulturtransfer. Das Jahrbuch Viceversa Literatur Littérature Letteratura

Als ein mehrsprachiger, interkultureller Interferenzraum bietet sich die Schweiz mit ihren Literaturen an, um Phänomene der sprachübergreifenden Literaturvermittlung und der Übersetzung zu analysieren. Das auf Deutsch, Französisch und Italienisch erscheinende Jahrbuch Viceversa Literatur Littérature Letteratura versteht sich als ein Ort literarischer Praxis, da es Texte und Autoren konstelliert, übersetzt und miteinander in einen Dialog bringt. Am Beispiel von Adolf Muschg, Mariella Mehr, Fabio Pusterla und Dragica Rajčić wird diese Form des Literaturtransfers diskutiert.

Reto Zöllner: Vers une écriture chromatique. Couleurs et peinture chez Ramuz

L’intérêt de la couleur et de la peinture est multiple chez Ramuz. Partant de sa critique, on peut dégager des réflexions esthétiques qui s’avèrent fondamentales pour le domaine littéraire et les concepts poétiques. La couleur peut devenir le signe d’un revirement tragique, le point de cristallisation d’une identité artistique ou encore constituer un élément déterminant dans la perception esthétique de la nature et d’un personnage. Le sujet ramuzien non seulement comprend métaphoriquement le monde grâce au domaine pictural, mais crée dans la nature sa propre œuvre d’art.

Weiterführende Informationen

Cover Variations 16