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Hg. Georg Escher, Ariane Lüthi, Reto Zöllner
Der Begriff des Rätsels weist eine charakteristische und produktive Doppelung auf: Impliziert er in seinem Kern stets die prinzipielle Lösbarkeit – eine intrinsische Sinnhaftigkeit – und ermöglicht damit ein Spiel des Verbergens und Entdeckens, so nähert er sich in der metaphorischen Verwendung als Rätselhaftes, als aenigma, der existenziellen Kategorie des Geheimen, des Arkanen der menschlichen Existenz und der Welt. Das Oszillieren zwischen Lösbarkeit und Opazität findet sich auch in der Rätselhaftigkeit, wie sie oft dem Kunstwerk zugeschrieben wird. Seine hermeneutische Dimension, wie auch die Kulturtechnik der Hermeneutik, die an das Kunstwerk herangetragen wird, rücken es in die Nähe des Rätsels und machen dieses zu einer Figur des literaturkritischen und literaturwissenschaftlichen Diskurses.
Thematische Beiträge
Doren Wohlleben: Obscuritas und Curiositas. Das Rätsel als neuzeitliche Denkform mit Blick auf Francis Bacons Weisheit der Alten (De sapientia veterum, 1609)
Martin Mittelmeier: Welterlösende Bilderrätsel und andere Ungeheuerlichkeiten. Das Rebus in Theodor W. Adornos Philosophie
Gaëlle Burg: Merlin virtuose de l’énigme : de la devinaille à la parole obscure
Andrea Sakoparnig: „Das ist ein Satz. Und das ein anderer.“ Überlegungen zum Begriff des Rätsels im Horizont literarischer Selbstbezüglichkeit
Rachel MagShamhráin: When Is a Riddle Not a Riddle? Reading Heinrich von Kleist’s 'Rätsel'
Charles de Roche: Fliege im eigenen Netz. Zur Enigmatik der Textur in zwei Gedichten von Gertrud Kolmar
Evi Fountoulakis: Enigma and “Unappeased Desire” in Henry James’s “The Figure in the Carpet”
Mathias Kundert: „Ein Stoff, der uns Rätsel aufgibt“. Friedrich Dürrenmatts Nachfragen zur Rätselhaftigkeit in „Das Sterben der Pythia“
Uta Schürmann: Stumme Enigmen. Mehrdeutige Spuren und falsche Lösungen am fiktionalen Tatort
Christian Villiger: Der Literaturwissenschaftler als Detektiv
Forum
Dominick LaCapra: Recent Figurations of Trauma and Violence. Tarrying with Žižek
Ariane Lüthi: L’art de la variation : de la composition chez Milan Kundera
Literarische und künstlerische Beiträge
David Christoffel: La solution n’est pas le sujet
Philipp Ramer: Rätselhaftes
Susan Nalugwa Kiguli: Selected Poems
Martina S. Piasevoli: Gedichte
Judith Schifferle: Stufen
Fabio Pusterla: Poesie (traduit de l’italien par Mathilde Vischer)
Mariano Ramírez: Curvado camino / Gekrümmter Weg (aus dem Spanischen von Cristina Nägeli und Reto Zöllner)
Jānis Rokpelnis: Trois poèmes (traduit du letton par Alain Schorderet)
Mark Strand: Traduction (traduit de l’anglais par Thierry Gillyboeuf)
Bruno Toméra: Poèmes
Rezensionen